von Ulla Kling
ist ein nachdenklicher Spieltext und wendet sich nicht wie üblich an die Kinder, obgleich die ihn auch begreifen und mögen werden:
Ein älterer Mann kommt auf Arbeitssuche zu einem Kaufhauschef, wird abgewiesen, aber dann doch noch mit dem eintägigen Nikolausjob betraut. Die Spielregeln sind ihm klar: Pro Kind ein Lebkuchen oder Apfel, dazu die Firmenbroschüre auf den Tisch. Sie ist das Wichtigste. Unser Mann läutet bei einer alten Frau, zu der er nicht sollte. Aber die Frau freut sich über Besuch und sie holt aus der Nachbarwohnung Kinder, die abends immer allein sind. An der Frau und durch die Kinder erlebt dieser Mann, was ihm menschlich lang fehlte und fehlt. Er schüttet den ganzen Inhalt seines Nikolaussackes bei ihnen aus. Der Kaufhauschef braucht ihm nichts abzurechnen: Am nächsten Morgen liegen Sack und Mitra seines Nikolaus säuberlich vor dem Kaufhaus. Der Mann tot daneben. Er hatte am Ende noch die beglückende Erfahrung des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra, daß Geben als Freude zu einem zurückkommt.